Eine besondere Ehrung erhielten zum Auftakt der 72. Vierschanzentournee in Oberstdorf zwei langjährige Helfer: Für Karl Holmer und Wolfgang Marton gab es für außerordentlichen Verdienste die Ehrennadel der Tournee, die alle vier Austragungsorte verleihen. Holmer ist seit 2003 als Bereichsleiter für die Parkplatz-Überwachung zuständig und Wolfgang Marton fungiert seit 2014 als Leiter des Rennbüros.
Es sind unterschiedliche Geschichten, die die beiden als Helfer ins Oberstdorf-Team geführt haben. Aber alle beide geben viel Stoff her, um vorbildliche Mitarbeit im Ehrenamt zu beschreiben.
Für das Engagement von Karl Holmer aus Ottobeuren ist eigentlich seine Ehefrau verantwortlich. Die Gattin hatte 2003 einen Helfer-Aufruf für die Nordische SKI-WM 2005 in der Allgäuer Zeitung gelesen und sich gedacht: „Das wäre doch was für den Karl“. Der war einst Nordischer Kombinierer und zwei Jahre lang für den Skiclub Kempten sogar im DSV-Team aufgestellt. Die Affinität zum Nordischen Skisport war also vorhanden.
Trotzdem wollte sich Karl Holmer den Aufgabenbereich „Parken“ in einer Ressortleitersitzung eigentlich erst einmal nur anschauen, wurde aber gleich als Nachfolger des Vorgängers Peter Seeliger präsentiert und hatte somit schneller als gedacht einen neuen Job. „Da hat man mich echt ins kalte Wasser geworfen“, erzählt er heute schmunzelnd. Oft sei die Aufgabe eine echte Herausforderung, denn der Parkplatzdienst zähle nicht unbedingt zu den attraktivsten Helferjobs bei den Großveranstaltungen. „Wenn mein Team, das übrigens wie ich selbst vorwiegend aus dem Unterallgäu anreist, dort draußen im Regen stehen muss und rein gar nichts von dem Event selbst mitkriegt, braucht es schon ab und zu Motivationshilfe“, weiß er. Holmer bringt es aber gut fertig, seine Helfer bei Laune zu halten, manchmal nur mit einem fröhlichen Spruch, oft auch mit Lachen und Leckereien. Wenn im Februar Oberstdorf wieder zum Skifliegen einlädt, feiert Karl Holmer während der Veranstaltung seinen 67. Geburtstag. Und seine Frau, sagt er, bedauere inzwischen manchmal, dass sie ihm damals die Zeitungsanzeige auf den Frühstückstisch gelegt hat.
Der Leiter des Rennbüros, Wolfgang Marton, hat eine ähnlich abenteuerliche Geschichte zu erzählen. Er erhielt 14 Tage vor der Vierschanzentournee einen Anruf vom Hans Schmid, dem Sportlichen Leiter der Skisport- und Veranstaltungs GmbH. „Was machst du in zwei Wochen, lieber Wolfgang“, hieß es scheinbar arglos. Marton, der bis dato als DSV- Kampfrichter beim „TV Weiler in den Bergen“ half und in Oberstdorf einmal beim Sommer Grand Prix der Kombinierer geschnuppert hatte, wollte eigentlich nur als Zuschauer zum ersten Mal die Tournee in Oberstdorf verfolgen. „So war der Plan, aber da hatte ich die Rechnung ohne Hans Schmid gemacht“. Der hatte nämlich ganz anderes vor mit dem gebürtigen Schwaben. Er sollte kurzfristig einspringen für die erkrankte damalige Leiterin des Rennbüros. „Die Tournee ist aber eine ganz andere Hausnummer als unsere kleinen Guglhupf-Springen auf der Schwäbischen Alb“, trug sich Marton mit Bedenken, die Hans Schmid aber schnell zerstreute.
Wie bei Holmer war es für Marton der Sprung ins kalte Wasser. Er erhielt Thomas Köberle zur Seite gestellt, der ihn mit vor allem mit allen neuen Namen und Köpfen vertraut machte. Und als sich abzeichnet, dass seine Vorgängerin nicht zurückkehren würde, blieb ihm der Job. Seit zehn Jahren reist er nun für alle FIS-Veranstaltungen im Skispringen, Skifliegen und in der Nordischen Kombination an. Auf 28 Tage im Jahr kommt er damit schon, an denen er Urlaub nehmen muss und wo er froh ist an seinem toleranten Arbeitgeber, der ihm immer wieder freigibt.