Kaufmann, Skispringer und Musikant. Geboren 1925, Gestorben 1983
Aus eigenem Antrieb und unterstützt durch seinen skibegeisterten Vater Sepp Brutscher fuhr der junge Toni schon als Kind auf einfachen Holzbrettern an den Hängen rund um Oberstdorf zu Tal. Allerdings wäre der Junge beinahe dem Skilauf verloren gegangen, denn er betrieb auch einen andern Wintersport: Eishockey. Dort spielte er in der Oberstdorfer Jugendmannschaft. Zum Glück fand er aber den Weg zurück zum Skisprunglauf, wo er 1941 am Schattenberg bester der „Jungmannen“ war.
In einem Alter, wo heute junge Talente gefördert, in Kadern von erfahrenen Trainern betreut und an Höchstleistungen herangeführt werden, arbeitete der junge Toni im elterlichen Bierkeller und belieferte Kunden. Skisport war für den lupenreinen Amateur meist nur sonntags möglich.
Aber – es sollte viel schlimmer kommen: Krieg! Wie seine Altersgenossen wurde der junge Mann zur Wehrmacht eingezogen, kam an die Front und wurde schwer verwundet. Ärztliche Kunst und damals moderne Hilfsmittel halfen soweit, dass Toni dem Rollstuhl entkam. Auf Krücken gestützt schaute der junge Mann in der ersten Nachkriegszeit den Sprüngen seiner Kameraden an der Schattenbergschanze zu.
Mit unendlichem Training schaffte es Toni wieder richtig zu gehen und – wieder auf Skiern zu stehen. Da schielte er aber schon auf seine in der Ecke stehenden Sprungskier und bald stand er wieder selbst am Schattenberg am Start. Es war nicht zu übersehen, dass er bei seinen ersten Sprüngen die Landung mit nur einem Bein abfederte. Toni steigerte sich und wurde zum „dritten Mann“ im legendären Oberstdorfer Springertrio. 1951 stand er ganz oben auf dem „Treppchen“ als Deutscher Meister im Skispringen. Bei den olympischen Winterspielen 1952 in Oslo verfehlte er als Vierter nur knapp die Medaillenränge. 1953 „fliegt“ Toni am Kulm in Österreich mit 116 Metern neuen Schanzenrekord.
Der begnadete Akkordeonspieler Toni Brutscher gründete auch das nach ihm benannte „Toni-Brutscher-Trio“, das über Jahre tausende Musikfreunde begeisterte. Um Geld für die 1949 geplante Skiflugschanze zu sammeln, tingelte der Idealist musizierend mit seinen Freunden quer durch Deutschland und half so mit, die erste Großschanze im Inland zu verwirklichen. Mit seinem Instrument schuf sich der lebensfrohe Sportler nicht nur im Inland Freunde, sondern war gleichzeitig ein wunderbarer Botschafter Deutschlands auch außerhalb dessen Grenzen.